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Liebe Leserinnen und Leser,

Die Jugendkriminalität ist bundesweit gestiegen. Zu dem Anstieg haben vor allem Nicht-Deutsche beigetragen, wie aus BKA-Zahlen hervorgeht. Experten erwarten aber keinen anhaltenden Trend.
BKA-Chef Münch rechnet mit schnellem Rückgang
Diese Zahlen präsentierte BKA-Präsident Holger Münch bei der Vorstellung der bundesweiten Kriminalstatistik im Frühjahr 2023. Alarmiert klang aber auch er nicht. Münch verwies auf den deutlich höheren Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger in der Statistik. Nach den Zuwanderungswellen 2015 und 2016 seien die Zahlen schnell wieder zurückgegangen, was er auch jetzt für „eher wahrscheinlich“ halte: „Mein Fazit ist also, dass diese auf den ersten Blick sehr negative Entwicklung noch nicht automatisch alarmierend ist. Wir müssen sie aber weiter beobachten.“
„Die Lage wird sich in den kommenden Jahren in keiner Weise dramatisieren. Das wird sich alles wieder einpendeln“, sagt der Kriminologe Bachmann von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln in einem Gespräch mit dem WDR. Bundesweit ist der Anstieg aber deutlich: Die Zahl tatverdächtiger Kinder (bis 14 Jahre) stieg 2022 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um 16,3 Prozent, die Zahl tatverdächtiger Jugendlicher (14 bis 18 Jahre) um 6,8 Prozent.
Neue Zahlen zu Kriminalität Gewalt unter Jugendlichen im Trend?
Im Winter die Silvesternacht, im Sommer Freibad-Prügeleien. Jenseits solcher Ereignisse zeigen neue Zahlen: Gewalt ist unter Jugendlichen wieder akzeptierter.
Jugendkriminalität und Jugendgewalt trete in Wellen auf, erklärt Kriminologe Dirk Baier. In der Vergangenheit habe man festgestellt, dass frühzeitiges Gegensteuern durch Präventionsmaßnahmen wirke. „Wir kriegen solche Phänomene ansteigender Jugendgewalt nicht mit dem Ruf nach härteren Strafen in den Griff“, gibt Baier zu bedenken.
Da helfe nur die Auseinandersetzung: Täter und Opfer zusammenbringen, Mediation. Auch wenn das auf den ersten Blick „weich“ wirke, sei dieses Vorgehen laut Baier aus wissenschaftlicher Sicht viel hilfreicher.
Ein Appell, der sich vor allem an die Politik richtet. Denn der allzu einfache Ruf nach mehr Härte reicht nicht, um Jugendgewalt entgegenzuwirken.
Mit der PKS 2022 liegen Daten zur Entwicklung der Jugendgewalt vor, die nicht mehr im engen Zusammenhang mit den Einschränkungen der Covid19-Pandemie betrachtet werden müssen, in denen sich Nachwirkungen jedoch durchaus noch ausprägen können. Die mit der Pandemie einhergehenden Einschränkungen in den Kontakten und der Nutzung öffentlicher Räume haben im Jahr 2020 und 2021 in hohem Maße den Alltag aller Menschen in Deutschland und das gesellschaftliche Zusammenleben bestimmt (Baier 2020; Neubert u. a. 2020; Schmoll 2021; Andresen u.a. 2022; Nägel/Kroneberg 2023). Die polizeilich registrierten Straftaten von jungen Menschen waren in den Corona-Jahren wie in den Vorjahren weiter rückläufig, im Bereich einzelner Delikte auch deutlich rückläufig. Besondere Aufmerksamkeit erhielten Konflikte im öffentlichen Raum mit zum Teil gewalttätigen Übergriffen zwischen jungen Menschen und Sicherheitskräften (u.a. in den Sommermonaten 2020 oder auch in der Silvesternacht 2021/2022) (Holthusen u.a. 2021). Aktuell (im Frühjahr 2023) stehen strafunmündige Kinder unter 14 Jahre im Mittelpunkt der medialen wie auch politischen Diskussion zum Umgang mit gewaltauffälligen jungen Menschen.
Die Schlagzeilen im März 2023 nach Vorstellung der bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik lasen sich über verschiedene Medien hinweg ähnlich: «Zahl der tatverdächtigen Kinder steigt deutlich an», «Der rätselhafte Anstieg der Kinderkriminalität» oder «Warum immer mehr Kinder und Jugendliche Straftaten begehen». Aber nicht nur die Kriminalstatistik, sondern auch die Häufung von schweren Gewaltdelikten, die Anfang 2023 von Kindern bzw. Jugendlichen verübt wurden – Freudenberg, Heide und Wunstorf sind nur drei Orte, in denen es zu solchen Taten kam – indizierten, dass sich negative Trends der Kinder- und Jugendkriminalität abzeichnen. Prof. Dr. Baier stellt in seinem Beitrag auf Seite 6 die aktuellen Entwicklungen der Jugendkriminalität in Deutschland vor.

4600 Kilometer Entfernung liegen zwischen Stuttgart und dem kleinen Staat Eritrea. Ein Konflikt zwischen Regimeanhängern und -gegnern eskaliert auf den Straßen der Stadt. Die Gewalt ist massiv - und trifft vor allem die Polizei.
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Erst zischt es. Gelblich-weißer Rauch steigt auf. Dann knallt es - in der Reithalle hallt das Geräusch von allen Seiten wider. Die sechs Pferde und ihre Reiterinnen stört das kaum. Ein großer Brauner zuckt kurz, reiht sich aber gleich wieder neben den anderen ein. Warum diese Geräuschkulisse notwendig ist und wie Polizeipferde darauf reagieren, beschreibt Alina Grünky auf Seite 36.

Wenn in Deutschland stationierte US-Militärangehörige im Verdacht stehen, eine Straftat begangen zu haben, ist vieles anders. Denn dann geben deutsche Ermittler in der Regel die Strafverfolgung an die US-Behörden ab - so sieht es das Zusatzabkommen des Nato-Truppenstatuts vor. Gerade passiert ist dies nach einer tödlichen Messerattacke auf einen 28-Jährigen bei einer Kirmes in Wittlich am 19. August 2023. Weitere Details berichtet Birgit Reichert auf Seite 38.

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